Weihnachtsfest in Schweden – Jul
Das schwedische Weihnachtsfest heißt auf schwedisch „Jul“ und ähnelt auf den ersten Blick sehr dem deutschen Weihnachtsfest. Doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man doch ganz große Unterschiede. Festlich geschmückt wird in Schweden auch zum ersten Advent. Lichterketten werden in die Fenster und an die Bäume gehängt, Weihnachtssterne aufgehangen. Da die Winter in Schweden sehr dunkel sind, werden jetzt besonders viele Kerzen angezündet. Die bekannten weihnachtlichen Lichterbögen werden auf die Fensterbänke gestellt, diese werden allerdings nicht, wie in Deutschland üblich, nach der Weihnachtszeit wieder abgebaut, sondern bleiben in vielen Haushalten bis März auf den Fensterbänken stehen. Die Weihnachtszeit ist auch in Schweden eine sehr gemütliche und besinnliche Zeit. Es wird gebacken und geputzt. Noch vor ungefähr dreißig Jahren gab es eine Weihnachtstradition, die heute nur noch in abgeschwächter Form vorhanden ist.
Diese Tradition nennt sich Weihnachtsputzen (Julstäd). Es wird gewienert und gescheuert, Fenster werden geputzt, Teppiche gereinigt, die Fußböden werden gewischt. In Schweden ist es üblich, zu Weihnachten Gardinen und Vorhänge auszutauschen. Die Vorhänge haben jetzt Weihnachtsmotive, Bilder mit Weihnachtsmännern werden an die Wand gehängt. So richtig los geht die Weihnachtszeit in Schweden am dreizehnten Dezember, dem Luciadag. Das besonders beliebte vorweihnachtliche Lichterfest läutet Weihnachten ein. Wenn ein weiß gekleidetes Mädchen mit einem Kerzenkranz erscheint, weiß man, dass bald Weihnachten ist. Auch in Schweden wird in der Weihnachtszeit gerne ein Glühwein getrunken, der in Schweden „Glögg“ heißt, der Glögg wird mit Mandeln und Rosinen zubereitet und schmeckt etwas anders als in Deutschland. In Schweden kennt man keine deutschen Lebkuchen. Anstelle dessen werden in Schweden Pepperkakor gebacken, übersetzt heißt dies Pfefferkuchen. Vom Geschmack her ähneln diese Pfefferkuchen dem deutschen Lebkuchen, allerdings sind sie härter als Lebkuchen.
In Schweden sind diese Pfefferkuchen sehr beliebt, werden in der gesamten Weihnachtszeit zum Kaffee gereicht. Die schwedischen Arbeitgeber laden ihre Angestellten in der Vorweihnachtszeit häufig zum „Julbord“ ein. Beim Julbord handelt es sich um ein großes Weihnachtsbuffet, bei dem warme und kalte Gerichte gereicht werden. Die Gäste bedienen sich selbst. In Schweden wird das ganze Jahr über viel Fisch gegessen. Auch beim Julbord darf der eingelegte Hering nicht fehlen. Dazu gibt es saure Sahne mit Dill, Omelett, Fleischbällchen, Aufläufe, Würstchen, Lachs, Aal, Fleischpastete, Rote Beetesalat und Käse. Nur in der Weihnachtszeit gibt es eine Weihnachtswurst, Julkorv, die mit Lorbeerblättern zubereitet wird. Auf einem Julbord darf natürlich Julkorv nicht fehlen.
Ein besonders beliebtes Getränk in der Weihnachtszeit ist Julmust, ein Limonadengetränk, das man mit keinem bekannten Getränk vergleichen kann. Julmust wird sehr gerne von den Schweden getrunken. In der Weihnachtszeit gibt es auch ein spezielles dunkles Bier, das Julöl, Weihnachtsbier heißt. Ein sehr beliebtes Gericht, das bei Feiern gereicht wird, heisst Janssons Frestelse. Hierbei handelt es sich um einen Kartoffel-Anschovis Auflauf, der mit Sahne zubereitet wird. Da Anschovis ja bekanntlich Geschmackssache sind, kann man sie natürlich auch weglassen. In diesem Fall nennt man Janssons Frestelse dann Svenssons Frestelse.
Beim Julbord darf natürlich der Weihnachtsschinken nicht fehlen. In Schweden ist der Weihnachtsschinken ein absolutes „Muss“. Der Schinken wird häufig mit einer Kruste aus Senf, Ei und Parniermehl zubereitet. Natürlich dürfen auch Salat, verschiedene Gemüsesorten und Knäckebrot nicht auf dem Julbord fehlen. Beim Julbord wird gerne auch ein Schnaps getrunken. Viele Weihnachtsessen mit der Firma enden, wie auch in Deutschland, häufig als Saufgelage. Da Alkohol in Schweden sehr teuer ist, wird jede Gelegenheit ausgenutzt, sich möglichst kostengünstig einen zu genehmigen. Als Nachspeise gibt es Ris a´la Malta, ein Milchreis, der mit Schlagsahne, Puderzucker, Vanillezucker und Apfelsinen zubereitet wird. Diese Nachspeise wird gerne zu festlichen Anlässen vorbereitet.
Eigentlich hält sich Schweden für ein sehr christliches Land. Trotzdem ist es so, dass es auch ein sehr abergläubisches Land ist. Traditionell glauben die Schweden an Trolle, Elfen und Wichtel. So ist es in der Weihnachtszeit so, dass die Hauswichtel, die man Tomte und Nisse nennt, den Familienangehörigen bei den Vorbereitungen beistehen sollen. Diese Wichtel sorgen auch für den Rest des Jahres dafür, dass in den Haushalten alles gut läuft. Behandelt man seinen Tomte oder Nisse schlecht, kann er dafür sorgen, dass ein böser Fluch für das ganze folgende Jahr auf dem Haus liegt. Der Weihnachtsbaum wird in Schweden am 23. Dezember geschmückt. Bei den sehr traditionell bewussten Schweden dürfen hierbei auch kleine schwedische Flaggen nicht fehlen. Der Weihnachtsbaum wird häufig direkt aus dem Wald geholt, da Schweden nicht so dichtbesiedelt ist und über viele Nadelwälder verfügt. Viele Familien besitzen eigene Waldstücke oder haben jemanden in der Familie, der ein eigenes Waldstück hat. Besonders in ländlichen Gegenden ist es nicht üblich, einen Baum im Geschäft zu kaufen.
Der wichtigste Weihnachtstag ist der 24. Dezember, am Vormittag ist es in Schweden üblich, seine Freunde und Verwandten zu besuchen. Wenn die Schweden ihr Haus verlassen, ist es wieder Zeit für die Wichtel. Sie sollen während der Abwesenheit das Haus bewachen und das Haus auch in Zukunft vor bösen Geistern schützen. Aus diesem Grund stellen die Schweden beim Hinausgehen einen Milchbrei für die Wichtel vor die Haustür. Am Nachmittag des 24. Dezembers ist es eine alte Tradition, mit allen Familienangehörigen alte Disneyfilme anzuschauen. Die ganze Familie sitzt beisammen. Anschließend wird der obligatorische Ringtanz mit der Familie um den Weihnachtsbaum ausgeführt. Hierbei werden Weihnachtslieder gesungen. Hinterher geht es endlich an die Bescherung. Der Weihnachtsmann, der auf schwedisch „Jultomte“ heisst, hat in der Zwischenzeit die Geschenke gebracht. Der Weihnachtsmann wohnt natürlich weit weg, er lebt im verschneiten Lappland in Nordschweden. Er bekommt per Post die Wunschzettel der Kinder.
Am nächsten Morgen, dem 25. Dezember, besucht die gesamte Familie die Christmette. Während der Abwesenheit der Familie muss der „Julbock“, ein Ziegenbock aus Stroh das Haus vor bösen Geistern beschützen. Diesen Bock aus Stroh kann man in der gesamten Vorweihnachtszeit in den Geschäften oder auf Weihnachtsmärkten kaufen. Er gehört zur normalen Weihnachtsdekoration. Auch findet man in Schweden häufig Bilder vom Weihnachtsmann auf einem Ziegenbock. Diese alte schwedische Tradition kennen wir in Deutschland nicht. Dank der Werbung des großen schwedischen Möbelhauses, kennen viele Deutsche den Knutstag. Dieser Knutstag fällt immer auf den 13. Januar. An diesem Tag wird der abgeschmückte Weihnachtsbaum einfach auf die Straße geworfen. Man trifft sich an diesem Tag Nachmittags mit Freunden und feiert ein bisschen bei Kaffee und Kuchen.