Krankenversicherung in Schweden
In Schweden ist grundsätzlich jeder Einwohner über den Staat krankenversichert. Finanziert wird dieses Krankensystem über die Einkommenssteuer. Doch auch wenn Sie noch keine Steuern eingezahlt haben, haben Sie Anspruch auf medizinische Versorgung. Nach Ihrer Anmeldung beim Finanzamt (Skattemyndigheter) und dem Erhalt Ihrer Personennummer können Sie zum Arzt gehen und werden auch behandelt. Ähnlich wie in Deutschland, wird auch in Schweden eine Art Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch fällig.
Hat man vor dem Arztbesuch einen Termin vereinbart bezahlt man 8 Euro. Geht man unangemeldet zum Arzt können unter Umständen bis zu 35 Euro pro Besuch fällig werden. Auch Medikamente müssen bis zu einem Höchstbetrag von 150 Euro pro Jahr selbst bezahlt werden. Ist man chronisch krank und auf eine Dauermedikation angewiesen, so bezahlt man das erste Rezept in voller Höhe. Nach und nach sinken die Zuzahlungen auf null. Erreicht die Gesamthöhe der Zuzahlungen einen Betrag von 180 Euro, so erhält man eine komplette Befreiung.
Wenn sie als Angestellter in Schweden krank werden, haben Sie die Pflicht dies ihrem Arbeitgeber unverzüglich mitzuteilen. In der ersten Woche der Krankheit reichte es, wenn sie ihren Arbeitgeber persönlich oder telefonisch von der Krankheit informieren. Dort die Erkrankung länger als eine Woche, so müssen sie ein ärztliches Attest beibringen. Waren sie für mindestens einen Monat fest angestellt oder haben ohne Unterbrechung mindestens zwei Wochen lang gearbeitet so haben Sie für die ersten 14 Krankheitstage Anspruch auf Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber.
Eine Ausnahme stellt der erste Tag der Krankheit dar. Dieser ist der sogenannte Karenztag, für den es kein Krankengeld gibt. Dauert ihrer Erkrankung länger als zwei Wochen an, gibt der Arbeitgeber den Fall an die Versicherungskasse ab. Von nun an erhalten Sie Ihre Krankengeld von dieser Stelle. Im Gegensatz zu Deutschland fällt die Höhe des Krankengeldes sehr üppig aus. Es werden 80% des Lohnes als Krankengeld bezahlt. Dies erklärt auch den sehr hohen Stand an Langzeitkranken in dem Land.
Nach ihrer Genesung, müssen Sie bei der Sozialversicherungskasse eine schriftliche Erklärung abgeben dass sie krank waren und wie lange die Erkrankung gedauert hat. Wenn Sie sich noch keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung erworben haben, wird das Krankengeld ab dem zweiten Tag der Erkrankung, von der Krankenkasse bezahlt. In diesem Falle haben Sie die Pflicht der Versicherung ihre Erkrankung zu melden. Das Gesundheitssystem hat nur wenig gemeinsam mit seinem deutschen Pendant. Deutsche die nach Schweden einwandern müssen lernen mit einer Minimalversorgung zurecht zu kommen. In Schweden wird genau so viel gemacht wie nötig. Mehr nicht. Überweisungen zum Spezialisten werden nur dann ausgestellt wenn dieser auch erforderlich ist. Während man in Deutschland teilweise schon mit einem schlimmeren Infekt an den Facharzt verwiesen wird.
Bei Schmerzen gibt es das Universalmedikament Pronaxen. Dies wird genau wie Antidepressiva gleich in der Größenordnung von Wagenladungen verschrieben. Bei leichteren Depressionen hilft ein Spaziergang. Die Wartezeiten auf Facharzttermine und Operationen sind zum Teil mehrere Monate lang. Ähnlich sieht es bei Unfällen aus. Es wird zwar immer ein Krankenwagen geschickt, doch die Wartezeiten auf diesen sind gerade im ländlichen Raum sehr lang. Meistens wird man vom Personal der Rettungsleitstelle gefragt, ob man den Patienten nicht selbst ins Krankenhaus bringen kann.
Diese Vorgehen ist auch zu empfehlen in Fällen von akuter Atemnot oder ähnlichem. Wenn der Patient sich noch in einem halbwegs transportablen Zustand befindet, ist der schnellste Weg zu ärztlicher Hilfe der im eigenen PKW. Zahnarzt: Im Abstand von sechs Monaten wird man vom Folkstandward (Zahnarzt) angeschrieben und zur allgemeinen Zahnkontrolle gebeten. Sollte Handlungsbedarf bestehen, wird ein zweiter Termin vereinbart.
Zu diesem Termin sollte man nicht ohne seine Scheckkarte oder ausreichend Bargeld gehen. In Schweden ist nur eine zahnärztliche Minimalversorgung über die Krankenversicherung abgedeckt. Es gibt zwar Zusatzversicherungen, doch die sind so teuer das sie sich kaum rentieren. Ich musste mir einen Zahn plombieren lassen und habe 180 Euro dazu bezahlen müssen. Sollte eine Wurzelbehandlung oder ähnliches nötig sein, kann man Zusatzkosten von bis zu 450 Euro rechnen. Bezahlt wird vor Beginn der Behandlung.
Viele Leute die nicht über genügend Einkommen verfügen, verzichten aus diesen Gründen oftmals auf einen Zahnarzt-Besuch und suchen diesen nur im Fall von akuten Schmerzen auf. So sehr sich die ärztliche Versorgung von der in Deutschland auch unterscheidet, so falsch kann sie nicht sein. Schweden hat, gemessen am europäischen Durchschnitt, eine der höchsten allgemeinen Lebenserwartungen.