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Kräftskiva

Das große Krebseessen – Kräftskiva. Im August freuen sich die Schweden auf das große Krebseessen. Dieses Fest heisst auf schwedisch Kräftskiva, das Wort „skiva“ bedeutet eigentlich Scheibe, ist aber auch ein veraltetes Wort für ein Festessen. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde eine Beschränkung des Krebsfanges eingeführt, um eine Überfischung der schwedischen Gewässer zu vermeiden. Der Fang von Flußkrebsen war von August an für zwei Monate freigegeben. Durch diese Beschränkung wurde der Krebs zu einer begehrten Delikatesse. Allerdings hat eine große Flußkrebspest dazu geführt, dass die Krebse nahezu aus den heimischen Gewässern verschwanden. Der Bedarf wurde somit mit chinesischen, türkischen und amerikanischen Krebsen gedeckt. Doch in einem Punkt sind sich die Schweden einig, die schwedischen Krebse sind die Besten.

Sie sind aber auch mit Abstand die Teuersten. Trotz der Krebspest sind in den Gewässern natürlich noch Krebse vorhanden. Sie werden in ausgelegten Reusen, die mit faulem oder rohem Fisch gefüllt werden, gefangen. Krebse sind Nachttiere, daher muss der Fang nach Einbruch der Dunkelheit stattfinden, sie werden bis zu zwanzig Zentimeter groß. Die Krebse werden lebend in einen kochenden Sud geworfen. Ihre rote Farbe bekommen sie erst beim Kochen. Das Wichtigste beim Kochen der Krebse ist die Zubereitung. Sie werden in Salzwasser mit vielen Dillblüten gekocht, der Dill spielt eine große geschmackliche Rolle.

Das Krebsefest wird meistens innerhalb der Familie und Freunden gefeiert, in manchen Teilen Schwedens ist der Rahmen etwas offizieller, oftmals feiert man in Schweden ein Dorffest. Zum Fest ist es wichtig, dass der Garten festlich geschmückt wird. Der Sommer in Schweden neigt sich sehr früh dem Ende zu, im August kann man allerdings Glück mit dem Wetter haben. Sternklare Nächte wie am Mittelmeer, so soll es zum Krebsefest sein. Vor dem Fest wird der Garten festlich geschmückt. Hierbei dürfen bunte Lampions, die oftmals einen lachenden Vollmond darstellen, nicht fehlen.

Der lachende Vollmond hat folgenden romantischen Hintergrund. Im August steht der Mond recht nahe am Horizont, was ihn sehr groß und rötlich erscheinen lässt. Die Nächte sind jetzt wieder dunkel und Sterne sind wieder klar am Himmel zu sehen. Der Tisch wird mit einer bunten Papiertischdecke, die es zu dieser Zeit in allen Variationen zu kaufen gibt, gedeckt. Gegessen wird von bunten Papptellern. Die Gäste tragen zum Krebseessen ein Lätzchen und einen albernen, spitzen Papierhut. Es ist ein fröhliches Fest, aber natürlich dürfen an diesem Tag der Schnaps und der Branntwein nicht fehlen. Die Schnäpse werden zwischen den einzelnen Krebsen getrunken, da an einem Krebs nicht besonders viel dran ist, kann man sich vorstellen, dass im Laufe eines Abends eine Menge Schnaps zusammen kommen kann.

Kräftskiva

Kräftskiva ©iStockphoto/Oksana Struk

Die Schweden haben beim Krebseessen eine gewisse Routine entwickelt. Und doch ist es recht schwierig, die Krebse aus ihrer harten Schale zu bekommen. Von dem Krebs werden vor allem der Schwanz und die Klauen gegessen. Ein erfahrener Krebseesser ißt auch Teile des Rumpfes, eine besonders schwierige Angelegenheit, da nicht alle Teile des Rumpfes gut schmecken. Zum Öffnen der harten Krebsschale gibt es auch spezielle Messer, die man aber nicht unbedingt benötigt. Wichtig für einen Anfänger ist, dass einem das Öffnen der Krebse gezeigt wird. Wenn man ein unerfahrener Krebseesser ist, sollte man sich nicht wundern, wenn beim Essen Reste der Krebse durch die Gegend fliegen oder man seinen Tischnachbarn mit Wasser bespritzt, das sich im Innern des Tieres verborgen hat. Das sind harmlose Pannen, die wohl jeder Schwede kennt und in Kauf nimmt.

Man braucht recht viele Krebse, um satt zu werden. Daher wird zum Essen Brot gereicht. In Schweden isst man viel Knäckebrot oder auch Tunnbröd, ein spezielles dünnes, hartes Brot. Oftmals wird auch auf Toastbrot zurückgegriffen. Dazu gibt es gewürzten Käse. Zu festlichen Anlässen wird in Schweden häufig ein Smörgosbord hergerichtet, ein schwedisches Buffet mit allerlei kleinen Leckereien wie Fleischbällchen, Würstchen, Rote Beetesalat, Hering, Omelett und Lachs. Die Krebse und die Getränke sind nicht ganz billig. Bei einigen Gastgebern ist es üblich, dass man sich seine Getränke selber mitbringt. Das Krebseessen ist in Schweden wohl der letzte Höhepunkt des Sommers. Es ist ein melancholisches Fest. Nach dem Fest werden die Tage kürzer, es wird wieder kälter. Die Schweden müssen jetzt ungefähr acht bis neun Monate warten, bis es wieder wärmer wird. Die Winter sind lang, kalt und dunkel.

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