Erwachsenenbildung in Schweden
Im Jahr 1968 wurde die kommunale Erwachsenenbildung eingeführt, die auf schwedisch „kommunal vuxenutbildning“, kurz „komvux“ genannt wird. Dieses System richtet sich an Erwachsene, die den Grundschul- oder Gymnasial-Abschluss nachholen wollen oder sich weiterbilden wollen. Obwohl ein „Sitzenbleiben“ auf dem schwedischen Gymnasium unmöglich ist, kann es vorkommen, dass Schüler während der drei Jahre nicht genügend Kurse erfolgreich abgeschlossen haben und somit ihr Abitur nicht bestehen. Ohne Abitur haben diese Schüler auf dem Arbeitsmarkt zwar bessere Chancen als Schüler, die nach der neunjährigen Grundschule verlassen. Sie können jedoch nicht studieren. Im Unterricht der kommunalen Erwachsenenbildung können einzelne Fächer oder Abschlüsse abgeschlossen werden. Der Unterricht wird in freistehenden Kursen angeboten, so dass die Teilnehmer ihre Schulausbildung mit ihrer beruflichen Tätigkeit vereinbaren können.
Das Ausbildungsprogramm kann selbst zusammengestellt werden und Kurse können frei gewählt werden. Wenn ein Jugendlicher über zwanzig Jahre alt ist, hat er im Grunde kein Anrecht mehr, seinen gymnasialen Abschluss nachzuholen. Allerdings sind die Gemeinden dazu verpflichtet, auf die Bedürfnisse eines Einzelnen einzugehen und eine vergleichbare Ausbildungsmöglichkeit zu bieten. Kurse der Komvux sind kostenfrei, allerdings ist die Zahl der verfügbaren Plätze begrenzt, da die Regierung das Geld für diese Ausbildungsmöglichkeit gekürzt hat. Um überhaupt Anspruch auf einen freien, kostenlosen Platz zu haben, muss man mit seinem Wohnsitz in Schweden angemeldet sein und über eine Personennummer verfügen.
Die Komvux bietet auch kostenlose Schwedisch-Kurse für Einwanderer und eine Einführung in die schwedische Gesellschaft an. Diese Kurse mit rund 525 Stunden stehen für Einwanderer ab dem sechzehnten Lebensjahr und aufwärts zur Verfügung. Die Kurse der Komvux sind auch für Einwanderer geeignet, die keine zugelassene Ausbildung in Schweden haben. Fehlt beispielsweise eine Zulassung, da der Beruf in einem anderen Land erlernt wurde und in Schweden nicht anerkannt wird, haben Einwanderer die Möglichkeit, die entsprechende Qualifikation nachzuholen.
Möchte man zum Beispiel in einem Altenheim arbeiten, ist eine Ausbildung zur „Undersköterska“ erforderlich. Der Begriff ist nicht direkt zu übersetzen, am ehesten kommt „Unterschwester“ in Frage. Die Ausbildung der Undersköterska ist jedoch nicht zu vergleichen mit der Ausbildung zur Altenpflegehelferin in Deutschland. Eine Undersköterska ist eher mit der Altenpflegerin in Deutschland zu vergleichen, ihr wird eine große Menge Eingenverantwortung aufgetragen. In den Altenheimen in Schweden arbeiten auffallend viele Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die ihre Ausbildung bei der Komvux nachgeholt haben. Es besteht die Möglichkeit, in einem Jahr täglich zur Schule zu gehen und die Ausbildung nach einem Jahr abzuschließen. Wer aber schon im Berufsleben steht, kann an einem Kurs einmal in der Woche für drei Jahre teilnehmen. Diese Variante ist besonders günstig, da so schon eine Menge praktische Erfahrungen in dem Beruf gesammelt werden können.