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Elterngeld und „Pappaledig“ in Schweden

In Schweden ist sehr auffällig, dass der Anteil der jungen Frauen mit Kindern wesentlich höher ist als in Deutschland. Von großem Vorteil ist die gute Kinderbetreuung, da schon Kinder im Alter von einem Jahr ganztags in einer Kinderbetreuungsstätte untergebracht werden können, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Ist nur ein Elternteil berufstätig, hat eine Familie Anspruch auf fünfzehn Stunden in der Woche.

Eltern haben ein Anrecht auf insgesamt 480 Tage Erziehungsurlaub für ein Kind und weitere 180 Tage für jedes Kind bei Mehrlingsgeburten. Das Elterngeld wird für insgesamt 480 Tage gezahlt und beträgt 80% des letzten Einkommens vor der Geburt. Diese Lohnersatzleistung wird von der Sozialversicherung gezahlt.

Ein Phänomen in Schweden ist, dass im Gegensatz zu Deutschland viele Väter Erziehungsurlaub nehmen, um die Kinderbetreuung zu übernehmen. Rund 36% der Männer kümmern sich um die Kinder, während die Frau ihrer Arbeit nachgeht. In Deutschland nehmen nur etwa 5% aller Väter Erziehungsurlaub.

Über den Grund, warum der Mann zu Hause bleibt, wird in Schweden gerne geschwiegen. Aber die Gründe liegen auf der Hand: Genau wie in Deutschland verdienen Männer in Schweden im Schnitt mehr als Frauen. Werden nun 80% des letzten Lohns gezahlt, ist es ganz natürlich, dass der Erziehungsurlaub von der Person genommen wird, die mehr verdient. So kommt es zu dem kleinen Nebeneffekt, dass sich mehr Geld in der Haushaltskasse befindet. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass ein Elternteil seine Arbeitszeit täglich um zwei Stunden kürzen darf, bis das Kind acht Jahre alt ist, jedoch ohne Lohnausgleich. Normalerweise muss der Erziehungsurlaub zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt werden, verzichtet jedoch einer der beiden auf seinen Anteil, kann der Partner den Urlaub komplett übernehmen. Liegt das Einkommen eines Elternteils über der Einkommenshöchstgrenze von 22.875 Kronen, rund 2500 Euro, wird derjenige sich hüten, den Erziehungsurlaub zu nehmen, da genau wie das Einkommen, auch das Erziehungsgeld zu 30% besteuert wird. In diesem Fall würde wohl der geringer Verdienende in Erziehungsurlaub gehen.

Elterngeld in Schweden

Elterngeld in Schweden ©iStockphoto/Tomwang112

Nimmt ein Vater diesen Erziehungsurlaub in Anspruch, wird das in Schweden als „pappaledig“ bezeichnet. „ledig“ bedeutet auf deutsch „frei“, also direkt übersetzt „vaterfrei“.

Von großem Vorteil an diesem System ist sicherlich, dass die Kinderbetreuung flexibel gestaltet werden kann. Der Nachteil ist jedoch, dass Paare, die schon vor der Geburt ein relativ geringes Gehalt hatten, nach der Geburt des Kindes finanziell ziemlich schlecht dastehen.

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