Eine Mittsommerwoche in Schonen
Schweden war immer ein Land für mich, das zwar nicht weit weg von Deutschland liegt, aber dennoch sehr fremd war. Elche, Schnee, Mittsommer und Henning Mankell Krimis, ich hatte genau wie wahrscheinlich alle Deutschen ein deutliches Klischee vor Augen. Als eine Freundin für eine Zeit lang nach Schonen in Süd-Schweden ging, war endlich die Gelegenheit gekommen, das Land aus Insidersicht kennen zu lernen.
Mit ein paar Freunden buchte ich nun in der Mittsommerwoche eine Autofähre nach Trelleborg in Schonen. Schon nach dreieinhalb Stunden ist man von Saßnitz auf Rügen in Schweden angekommen. Unser erstes Ziel sollte Lund bei Malmö sein, da unsere Freundin dort wohnte. Lund ist eine alte und sehr traditionelle Universitätsstadt in Schweden. Traditionen sind für Schweden sehr wichtig, so haben sich alte Bräuche bis in die heutige Zeit erhalten. Da gerade Mittsommer war, kamen wir in einem bunten Treiben in der Stadt an. Alle sind am Mittsommer auf den Straßen und feiern, verkleiden sich oder genießen einfach nur die Sonne. Da der Winter in Schweden bekanntlich sehr hart und extrem lang ist, genießen die Schweden die Sommerzeit mit allen Sinnen. Niemand bleibt in der Mittsommerwoche zu Hause. Die Frauen tragen tolle Kleider und stecken sich Blumen ins (meist tatsächlich blonde!) Haar. Die jungen Männer tragen oft Studentenuniformen mit entsprechenden Kappen. Ein bisschen kamen wir uns vor, wie in einem Inga Lundström Roman.
Natürlich parkten wir schnell unser Auto auf einem der sehr raren Parkplätze, brachten unsere Sachen zu unserer Unterkunft und mischten uns unters Volk. Zuerst merkten wir, dass die Schweden zwar unglaublich nett und freundlich sind, aber direkt wird ein Schwede nie Kontakt suchen. Schweden sind eher zurückhaltend und höflich, sie warten erstmal erst ab, ob man sich selbst an sie wendet. Wenn der erste Schritt dann aber getan ist, kann man sehr interessante Gespräche führen. Die Schweden sprechen in der Regel mehrere Sprachen fließend, oft auch deutsch, und sind unserer Erfahrung nach auch sehr gebildet und vielseitig interessiert. Es macht Spaß, sich hier zu unterhalten und vor allen Dingen mitzufeiern. Und das bei Sonnenschein bis tief in die Nacht.
Am nächsten Morgen erwartete uns eine extrem strahlende Sonne – zur Mittsommerzeit sollte man in Schweden unbedingt eine gute Sonnenbrille dabeihaben. Aufgrund der für Schweden tollen Temperaturen um die 27 Grad, empfahl uns unsere Freundin, unbedingt den Tag an einem der tollen Strände zu verbringen. Wir entschieden uns für die etwa 40 km südlich gelegene Halbinsel Falsterbo. Der südwestlichste Teil Schwedens ist ein ehemals sehr nobler Ferienort, es gibt auch heute noch tolle alte Villen und viele Segelschiffe zu bewundern. Hier sollten sich die schönsten Strände Schwedens befinden. Nachdem wir uns für einen der lang gestreckten Strandabschnitte entschieden hatten, machten wir uns auf den Weg über die weitläufigen Dünen. Der Anblick, der sich uns bot, erfüllte auch hier alle Klischees. Tatsächlich sind die Strände fast menschenleer, alle 200 Meter trifft man vielleicht mal andere Badegäste. Der Sand ist schön weiß, aber am besten war das Meer. Es war eiskalt, eine absolute Überwindung dort hineinzugehen. Im türkisblauen (!) Wasser aber war das Badeerlebnis unglaublich erfrischend. Nach diesem Badetag schliefen wir alle so tief wie noch nie.
Am nächsten Tag sollten wir auf Anraten unserer Freundin unbedingt die Steinklippen des Nationalparks von Kullaberg anfahren. Auch hier soll man toll baden können. Kullaberg liegt schon hinter der nördlichen Öffnung des Öresund, also schon im Kattegat. Die Klippen ersteigt man am besten von Mölle aus, ein unglaublich schöner Badeort am Steilhang mit strahlendweißen Häusern, die sich im kristallklaren Wasser spiegeln. Der Wanderpfad raus zum Felsenstrand bietet einen unvergesslichen Ausblick auf die Küsten des Öresunds.
Wir hatten auch hier einen tollen Badespaß – allerdings braucht man hier unbedingt Badeschuhe, da man sonst kaum auf den Steinen laufen kann.
Aufgrund des tollen Wetters verbrachten wir so eine ganze Woche mit tagsüber Baden und nächtlichen Mittsommerfesten in Schonen. Alles in allem ein sehr beeindruckender und unglaublich erholsamer Urlaub. Allerdings haben wir so viele Sehenswürdigkeiten und Städte nicht geschafft zu besuchen, die wir eigentlich sehen wollten, wie Helsingborg, Ystadt, Kristianstad oder Landskrona. Wir werden also auch wieder diesen Mittsommer die Sachen packen und nach Schonen reisen.