Behördengang in Schweden per Telefon
Eine Sache die mir in Schweden persönlich besonders gefiel, war das man sehr viel einfach per Telefon erledigen konnte. Anstatt wie Deutschland überall persönlich erscheinen zu müssen und oftmals lange Warte-und Fahrzeiten in Kauf zu nehmen, ruft man in Schweden einfach an. Das funktioniert sowohl bei Behörden, in der Apotheke und beim Arzt.
So ist es zum Beispiel möglich, bei leichteren Erkrankungen sich per Telefon eine Ferndiagnose zu holen. Wird die Annahme von rezeptpflichtigen Medikamenten empfohlen, so ist es üblich dass der Arzt oder die Krankenschwester gleich telefonisch in der Apotheke ein Rezept hinterlegt. Hat man keine Zeit in die Apotheke zu fahren und sich die Medikamente dort abzuholen, so besteht besteht die Möglichkeit dort anzurufen und sich die Medizin nach Hause liefern zu lassen.
Über die Genauigkeit dieser Ferndiagnosen, ist man in Schweden geteilter Meinung. Die einen sind hellauf begeistert und die anderen halten gar nichts davon. Ebenso wird darüber debattiert, das auf der ärztlichen Seite des Telefons oftmals Krankenschwestern sitzen, deren medizinische Ausbildung als nicht ausreichend angesehen wird. Hierzu muss man aber sagen, dass eine Krankenschwester in Schweden innerhalb des hierarchisch gegliederten Ärztesystems eine deutlich höhere Stellungen hat, als in Deutschland. Wenn zum Beispiel in einem schwedischen Altenheim nachts ein Notfall eintritt, wird zuerst die Krankenschwester gerufen und diese entscheidet dann ob es notwendig ist einen Arzt hinzuzuziehen oder nicht.
Das Ganze wird mit der schwedischen Personennummer möglich. Über diese ist man immer genau identifizierbar. Mir persönlich ist auch kein Fall bekannt, in dem die eigene Personnummer von anderen Personen missbraucht wurde.
Auch Behördengänge können größtenteils per Telefon abgewickelt werden. Nun wenigen seltenen Fällen ist es nötig, Schriftstücke zu senden oder persönlich vorzusprechen.
Wir selbst waren in Schweden nur ein einziges Mal persönlich in einer Behörde. Dies war ganz am Anfang, als wir beim Skattemyndigheter (Finanzamt) unsere Personnummer beantragt haben. Danach nie wieder.
Auch den uppehållsstillstand (Aufenthaltserlaubnis) haben wir einfach per Brief beantragt und bekommen. Auch als ich später meine Firma angemeldet habe, war kein Behördenbesuch nötig. Wir konnten alles per Post oder Telefon erledigen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Schweden möglich, grundsätzlich fast alles am Telefon zu besprechen. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Ich habe dieses System bei meinem Aufenthalt in Schweden sehr schätzen gelernt. Menschen die neu ins Land kommen, werden in der Regel aufgrund noch nicht so guter Sprachkenntnisse, nur beschränkt davon profitieren können, doch nach einiger Zeit wird auch dies funktionieren.
Die meisten Gesprächspartner am Telefon nehmen auch Rücksicht darauf, dass man Ausländer ist und sprechen ein einfaches und gut verständliches Schwedisch.